Sonntag, 19. April 2009

Myspace mal anders!


Der Weg zum Erfolg:
Myspace ist die wohl größte und beliebteste Communityplattform im Internet. Laut offiziellen Angaben beherbergt Myspace mittlerweile über 140 Millionen User weltweit. Damit beherrscht Myspace den Markt wie keine andere Plattform. Auf der Seite haben Communityfreunde die Möglichkeit ein persönliches Profil an zu legen und dies mit Musik, persönlichen Daten und Blogeinträgen zu füllen. Ebenso bietet Myspace die Möglichkeit Bilder und Videos in ein persönliches Fotoalbum zu laden und diese dann auf der Profilseite mit Hilfe einer Slideshow oder dem Youtube Videoplayer einfach zugänglich zu machen. Je nach Wahl können User ihre Profile für jeden, oder auch nur für eingetragene Freunde mit eigenem Myspace Profil sichtbar machen. Hierbei gibt es zwei Arten von Accounts. Zum einen kann man ein Artist Profil erstellen, indem man als Künstler registriert wird und damit die Möglichkeit hat eigene Musik in den Myspace eigenen Musikplayer zu laden und zu veröffentlichen. Und zum Anderen das „normale“ Userprofil, indem man als non-Artist lediglich Musik von anderen Artists im Player verlinken kann. Somit stellt Myspace nicht nur eine Plattform zum finden von neuen Bekanntschaften dar, sondern etabliert sich im Internet ebenso als beliebte Plattform für Künstler, die ihre Musik publizieren und Anhänger für jene finden wollen.

Behind the Scenes:
Myspace soll also Künstlern eine Plattform bieten, in der sie ihre Musik publizieren und Anhänger finden können. Doch wie genau sieht das aus?
Um Erfahrung zu sammeln und um meine Musik (HipHop) an den Mann zu bringen habe ich mich als Künstler bei Myspace angemeldet. Durch den eingebauten Besucher-Counter kann man den Erfolg leicht messbar machen. Ich habe meinen Player mit eigens produzierter Musik gefüllt und versucht verschiedene Leute für mein Profil zu begeistern. Dabei machte sich schnell der Frust breit. Sicher muss man bedenken, dass Rap mittlerweile ein riesen großes Klienté beherbergt und dass es für einen Untergrundkünstler schwer ist sich in der Szene zu etablieren, trotzdem sah ich der Sache optimistisch entgegen, da andere, wesentlich schlechtere Musiker, einen relativ großen Kreis erreichten, was ihre Besucheranzahl nachwies. Ich suchte mir also Profile gleich gesinnter Künstler heraus, und fing an potentielle Hörer als Freund meines Profils hinzu zu fügen und ihre Musik objektiv per Kommentar zu kritisieren. Eine Freundschaftsablehnung bekam ich so gut wie nie, jedoch hinterließen meine neuen „Freunde“ im seltensten Falle konstruktive Kritik zu meiner Musik, sondern beschränkten sich eher auf ein „Thx 4 Add“ oder „Danke fürs Adden – Check mein neues Mixtape“ incl. Link als Kommentar auf meinem Profil. Schnell wurde klar, dass sie sich eher freuten, dass jemand auf ihr Profil klickte und sich weniger für dass Profil und die Musik des Gegenübers interessierten. Doch das scheint bei Myspace gang und gebe zu sein. Eine wohlbekannte Taktik ist es, andere User zu adden, seine Signatur als Kommentar auf dem Profil gegenüber zu hinterlassen und diesen dann unter den 2000 anderen „Freunden“ zu parken. Vielleicht habe ich mit HipHop eine etwas herzlose Szene erwischt, oder habe meine Musik überbewertet, dennoch fragte ich mich, wie scheinbar unbekannte, schlechte User eine so hohe Besucherzahl erreichten.

Manipulation der Besucheranzahl:
Nach einigen Recherchen fand ich heraus, dass sich der Besucherzähler bei Myspace relativ leicht manipulieren lässt. Die erste Anlaufstelle für Unwissende ist hierbei Ebay. Obwohl eine solche Auktion illegal ist, kann man dort Myspace Klicks ersteigern, die nicht nur zum pushen des Besuchercounters dienen, sondern ebenso die Plays der künstlereigenen Tracks erhöht. Wer kein Geld investieren möchte um seinen „Fame“ zu pushen, dem bleibt in den Katakomben des Internets auch eine günstigere Variante. So gibt es Manipulationswerkzeuge zum Download, mit denen man von Zuhause in ein einfach bedienbares Programm seine gewünschten Klicks einträgt und mit Bestätigung diese ohne weiteres in Auftrag gibt. Die Umsetzung dauert zwar wenige Minuten, ist allerdings sehr effektiv und wie erwähnt kostenfrei. Damit bietet sich leicht die Möglichkeit für jeden Amateurmusiker, sich einen scheinbaren Berühmtheitsstatus an zu eignen.

Myspace – Top oder Schrott:
Wenn ich meine Erfahrungen mit Myspace nun Revue passieren lasse, äußert sich eine gespaltene Meinung. Da ich mich gerne an den Fähigkeiten anderer Künstler messe, bin ich sichtlich frustriert über die simple Manipulationsfähigkeit von Myspace. Denke ich jedoch genauer drüber nach, ist mein Zorn schnell gelindert. Denn im eigentlichen Sinne, geht es bei Myspace eher darum sich als Künstler zu präsentieren, anstatt erfolgreich zu sein. Für den wahren Erfolg dient Myspace nur als Stütze, da Interessenten sich nur auf Musikprofilen aufhalten um einen kurzen Eindruck zu bekommen. Um einen potentiellen Fan zu überzeugen reicht das Profil trotz diverser Gestaltungsmöglichkeiten nicht aus. Fans greifen lieber auf eine handfeste, seriöse Homepage zurück. Daher sind die „Freunde“, die man bei Myspace addet, eine Nebensache, und für wahre Künstler eher nervig, da sie meist durch die Werbung in ihren Kommentaren den Erfolg des Artists für ihre eigenen Zwecke nutzen wollen.

Myspace Statistik:
Als ich im Internet nach einer offiziellen Statistik über die Geschehnisse in Myspace recherchierte, stoß ich lediglich auf andere Blogs, in der jedoch keine Quellen genannt wurden. Da ich mich weniger auf diese berufen wollte, ergriff ich die Initiative Myspace persönlich an zu schreiben, um ihnen eine solche zu entlocken. Ich wollte in Erfahrung bringen, wie viele User täglich einloggen, wie viele Kommentare im Schnitt gepostet werden, wie viele Blogs Myspace verwaltet etc.. Mich verwunderte die schnelle Antwort von Myspace, die nach wenigen Stunden in meinem Mailfach landete. Leider erfüllte sie nicht meinen Wunsch Wink


Hallo,

Leider können wir diese Informationen nicht der Öffentlichkeit preisgeben.


Vielen Dank,
Myspace.com


Daher sollte man andere Statistiken über Myspace im Internet etwas kritischer gegenübertreten. Lediglich die offizielle Äußerung über 140 Millionen User in einem Interview von Präsident Tom Anderson scheint verlässlich.

1 Kommentar:

Björn hat gesagt…

Eine - zugegebenermaßen etwas mühselige - Methode, die Zugriffszahlen zumindest hochzurechnen, wäre eine quantitative Auswertung einer Stichprobe. Schwierig zu sagen, wie viele Accounts man anschauen müsste, um auf 140 Millionen hochzurechnen (Statistik bringts - da gibt es auch Methoden, um den Umfang der Stichprobe zu berechnen). Es wäre ein Anfang, 50 Profile zufällig auszuwählen und jeweils die Anzahl der Kommentare, aufgeteilt in "ernsthafte" und "thx for adding" Profile, sowie die Besucherzahl in Abhängigkeit vom Anmeldedatum zu betrachten.

Mich würde auch interessieren, ob creative-commons communities wie ccmixter oder jamendo irgendeine Beziehung zur Musikindustrie haben. Und wie dort das Community-Verhalten ist.