Donnerstag, 18. Juni 2009

Jamendo und GEMA im Vergleich


Für Gewerbetreibende

Für Gewerbetreibende ist der Vergleich deutlich pro Jamendo: Jamendo bietet interessierten Restaurantbesitzern und anderen Gewerbetreibenden günstigere Preise als die GEMA. Auch die Lizenzstruktur ist bei Jamendo um ein Vielfaches verständlicher als bei der GEMA.

Ein Beispiel: Hintergrundmusik für 12 Monate bei einer Grundfläche von unter 100 m² kostet:

* bei Jamendo 96€
* bei der GEMA zwischen 206,52 und 371,76€

Der Unterschied ist hier deutlich zu erkennen.

Die Musikauswahl dagegen spricht pro GEMA: Die GEMA hat die besten Hits aus den Siebzigern, Achtzigern, Neunzigern und von heute. Wer das in seinem Restaurant hören will, kommt an der GEMA nicht vorbei.

Wer dagegen nach Jazz oder Loungemusik für Hintergrundbeschallung sucht, trifft mit Jamendo die weitaus günstigere Variante, als die sehr teure GEMA-Alternative.



Für Musiker

Für populäre Musiker ist eine Mitgliedschaft bei der GEMA fast unabdingbar, um sicherzustellen, dass sie für die Verwendung ihrer Musik in Funk und Fernsehen finanziell entlohnt werden. Für viele kleinere Musiker ist eine GEMA-Mitgliedschaft oft ein Minusgeschäft.

Deshalb sind viele unbekannte Musiker nicht Mitglied der GEMA. Diese hat nämlich auch einen weiteren Nachteil: sie bedeutet alles oder nichts. Wer GEMA-Mitglied ist, kann nicht einzelne Musikstücke von der GEMA-Verwertung ausschließen. Die Folge ist, dass GEMA-Mitglieder zum Beispiel ihre eigenen Musikstücke nicht auf ihrer Website als Promo für Konzerte anbieten können, ohne selbst dafür an die GEMA zu bezahlen, obwohl es ihre eigenen Stücke sind!

Mit der jüngsten Aussage der GEMA, die Preise für Live-Konzerte um 600 Prozent erhöhen zu wollen, könnten GEMA-Mitglieder für Konzertveranstalter bald weit weniger attraktiv werden als Nichtmitglieder. Zumindest bei weniger bekannten Bands und Musikern dürfte sich das bemerkbar machen, wenn die GEMA ihren Willen durchsetzt.

Fazit: Für unbekanntere Musiker und Bands lohnt es sich nicht, der GEMA mit ihren einschränkenden Bestimmungen beizutreten. Für diese ist das Jamendo-Programm schon allein durch die kostenlose Teilnahme die bessere Alternative. Des weiteren gibt es ihnen die Möglichkeit, ihre Popularität zu steigern und eine anteilige Ausschüttung zu bekommen. GEMA-Mitglieder sind bei Jamendo nicht zugelassen, auch wenn es die, die tatsächlich mit der GEMA etwas verdienen, nicht sonderlich stören dürfte.


Fazit

Jamendo dürfte als Pionier kurzfristig noch viel Überzeugungsarbeit vor sich liegen haben. Denn welcher Restaurant-Besitzer weiß schon was Creative Commons ist?

Mittel- und langfristig werden die weitaus freundlicheren Lizenzen von Jamendo – sowohl was die Höhe als auch was die Gebührenstruktur angeht – den alten Verwertungsgesellschaften wie der GEMA in Deutschland gehörig zusetzen. Für kleinere Musiker, die für ihre Mitgliedschaft bei der GEMA skandalöserweise oft auch noch draufzahlen, lohnt sich die GEMA schon lang nicht mehr. Deshalb treten ihr viele schon nicht mehr bei. Für kleinere Musiker und Bands steht dem Beitritt zu Jamendo also nichts im Wege.
Dadurch können Musiker, die ihre Situation realistisch einschätzen, über Jamendo zusätzliche Einnahmequellen auftun, ohne viel mehr zu tun, als ihre Musik zum Download bereit zu stellen. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Fans ihnen per PayPal eine Spende zukommen lassen können.

Reich wird man durch das Jamendo-Programm wohl auch dann nicht werden, wenn sich solche Alternativen etabliert haben. Aber die Aussage, dass es mit der freien Weitergabe von Musik keine Einkünfte mehr für Musiker gibt, ist schlicht falsch. Jamendo bietet nur eine weitere von vielen Einkommensmöglichkeiten an. Weitere werden im Netz entstehen. Entgegen den Majorlabels und den etablierten Verwertungsgesellschaften gehen Webstartups neue Wege mithilfe des Internets.

Jamendo bietet über das neue Programm vielleicht nicht viel, aber zumindest ein wenig Geld, ohne dass die teilnehmenden Musiker ihrerseits erst Geld für die Teilnahme am System investieren müssen.

Das ist mehr als man von dem Angebot der GEMA sagen kann.

Links: Jamendo

Keine Kommentare: